Das Beste zum Schluss.

Der Panke Parcours am 31. August ist der krönende Abschied vom Sommer

Beinahe wäre der Panke Parcours dieses Jahr auf dem Trockenen gestrandet. Denn die Förderung über das Quartiersmanagement Soldiner Kiez, die das Festival bisher ermöglichte, war ausgelaufen, eine Verlängerung nicht möglich. Doch zur Freude der vielen Gäste, der Bühnen-Paten aus dem Kiez und der beteiligten Künstler, die sich im Vorjahr per Unterschrift für eine erneute Unterstützung des einmaligen Kulturevents aussprachen, konnte eine neue Geldquelle angezapft werden. Und so flossen Musik und Kultur während des Parcours‘ auch in diesem Jahr wieder die Panke entlang.

 Möglich machten dies Gelder aus dem Netzwerkfonds des Programms „Soziale Stadt“. Zwar wurde die Förderung erst im Juni 2019 zugesagt, aber dank des Engagements der beteiligten Quartiersmanagements Badstraße, Soldiner Kiez und Pankstraße und dank des routinierten Einsatzes vieler Parcours-Begeisterter aus dem Kiez schafften es die Veranstalter von georg+georg wieder, ein pfundiges Festival auf die Beine zu stellen. Von der Heubuder Brücke im Norden bis zur Gerichtstraße im Süden schlängelt sich das Festival die Panke entlang und darf sich mit inzwischen zwei Kilometern Strecke stolz das längste Festival Berlins nennen. Und gleichzeitig – paradox! – vielleicht auch das kürzeste, denn die Spieldauer von 14:30 bis maximal 22:00 Uhr ist für ein Musikfestival ungewöhnlich kurz, aber der dichten Besiedlung des Festivalgebietes geschuldet.
Es gibt wieder viel Buntes zu entdecken. Neben den altbekannten gibt es in diesem Jahr einige neue Spielorte: Schildkröte, Oktopus, Haifisch und Walross. Die Namen sind wie immer der aquatischen Fauna entlehnt.

Orientierungsplan

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Den offiziellen Start des diesjährigen Festivals markiert eine kurze Zeremonie an der DELPHIN-Bühne. Der Standort am Panke Haus wird in diesem Jahr wieder vom Familienzentrum selbst gemeinsam mit dem Familienzentrum Fabrik Osloer Straße präsentiert, diesmal sogar mit richtiger Podest-Bühne. Volker Kuntzsch von georg+georg erklärt das Festival gemeinsam mit dem Urvater des Panke Parcours, Stefan Höppe, den Kollegen vom QM Soldiner Straße Recep Aydinlar, Sarah Manz und Nadin Schmolke, mit Özlem Ayaydinli  und Magdalene Loda vom QM Badstraße und mit Isabell Zerbe von der Fabrik Osloer Straße und Janka Pfaff vom Panke Haus für eröffnet. Großen Applaus bekommen die beiden Heldinnen vom Dezernat für Wirtschaftsförderung, Frau Brüning und Frau Schulze, ohne die dieses Projekt nicht hätte stattfinden können.

Isabell Zerbe vom Familienzentrum Fabrik Osloer Straße

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J. Lamotta

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Quak-quak. Nicht weit entfernt vom Panke Hauses, direkt gegenüber am anderen Ufer, befindet sich der FROSCH. Hier ist das Programm an den Marktständen gestartet. Es gibt eine Tausch-Party, bei der alles mit Ausnahme von Kleidung den Besitzer wechseln kann. Bei App2Musik nebenan werden musikalische Anfänger zum Musiker, indem sie ganz einfach auf einem Tablet ihre eigenen Tracks erstellen. Mit Kopfhörern auf den nickenden Köpfen lassen sich die Gäste von der App begeistern. Auch für die kleinen Gäste gibt es viel zu erleben. An der Graffitiwand und bei den Ständen der Prinzenakademie wird es bunt. Feen, Prinzessinnen, Hexen und andere Fabelwesen schwirren durch die Gegend. Verkleidete Minderjährige stieben den Großen durch die Beine. Oder sie basteln kleine Figuren und Tiere, mit denen sie ihr eigenes Schattentheater aufführen.

Bühnenpatin Bianca Ciocca

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Manaway

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Weiter südlich an der Osloer Straße bringt uns der HUMMER in Schwung. Cumbia, Reggae, Dub, Soul und HipHop-Beats aus aller Welt treffen zusammen und erzeugen einen unwiderstehlichen Soundstrudel, an dessen Grund die Krebszangen zwicken. So sorgt Bühnenpatin Bianca Ciocca auch diese Mal wieder für gute Laune, Bewegungsdrang und ein wenig Urlaubsstimmung.
Hat man die nervliche Zerreissprobe der Ampelschaltung über die Osloer Straße überwunden, erreicht man die Bildhauerwerkstätten. Zwischen Büschen und Bäumen versteckt sich die SCHILDKRÖTE. Pate der Bühne ist Klaus Gruber alias Andie Arbeit. Seinem Namen machte er schon bei den Vorbereitungen am Morgen alle Ehre, als er kurzerhand den Spielort mit der Sense vom üppigen Grün befreite. An diesem idyllischen Plätzchen ist das Programm vielfältig: von Liveloops über Puppentheater für Erwachsene bis hin zu brasilianischer Tanzmusik. Mit dem Beatboxer „Das Friedel“ ist auch ein altbekanntes Gesicht wieder mit dabei. 2017 spielte er bereits auf der Bühne an der Wilma. Der Maulheld aus Berlin begeistert auch in diesem Jahr sein Publikum. Während er mit rotem Kopf Vocals, Beats und Spucke aus dem Mund treibt, stehen die Münder eines staunenden Publikums offen.

Lauschige Stimmung bei der Schildkröte

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Gegenüber der Bildhauerwerkstätten versammeln sich gleich mehrere Tiere. Der IGEL bietet auf seiner Wiese so allerlei Kinderspaß: Seifenblasen, Kinderschminken, Basteln, Instrumente bauen und vieles mehr. Mit dem KROKODIL ist auch die Bibliothek am Luisenbad wieder als Standort dabei. Es liest Regina Scheer aus ihrem Buch „Gott wohnt im Wedding“ und der Andrang ist, trotz des wunderbaren Wetters, groß. Mehr Gäste als geplant stürmen in den Puttensaal. Kein Problem für Bodo Wolf von der Bibliothek, an Stühlen soll es nicht mangeln! Vor der Bibliothek lädt die Literatur- und Theaterwerkstatt zum Gedichteschreiben ein. Wie praktisch, die Gedichte können am Stand nebenan gleich zusammen mit einer selbstgestempelten Postkarte vom Recyclingprojekt „Alt bleibt neu“ verschickt werden.
In diesem Jahr präsentiert das Kaffeehaus Malör in der Bellermannstraße die Bühne an der Wilma. So ist der Name des Spielortes eine Symbiose aus den Markenvögeln von Wilma und Malör: TAUBE ENTE. Hier tummelt sich das Publikum auf Bierbänken und Decken. In Begleitung von groovigen Sounds verschiedenster Bands genehmigt man sich einen Snack oder Drink und schunkelt sich in den Nachmittag bzw. Abend.

Kinderschminken beim Igel

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Getummel an der Tauben Ente

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Vorbei fährt Martin, mit einem Fahrradkorb voller Badeenten. Ach ja, bald beginnt das traditionelle Entenrennen auf der Panke. Diesmal auch mobil unterwegs, bringen die Rennpaten ihre Enten an Mann, Frau und Kind. Für einen schmalen Taler adoptiert man eine Ente, die an des Besitzers statt an den Start geht. Auch in diesem Jahr warten wieder tolle Preise der Kiez-Gewerbetreibenden auf die Gewinner.
Nun also schnell wieder zurück Richtung Norden, um das Wasserlassen der Enten nicht zu verpassen. Der Weg führt vorbei an der nördlichsten Bühne in diesem Jahr: CLOWNFISCH. Hier heizen Berliner und Magdeburger Rapper und DJs das Publikum mit ihren HipHop-Beats ein. Immer wieder füllt die Crew um Conrad Kirchner, Pate des Spielortes, den Biervorrat an der Bar auf. Es ist heiß, und die Gäste haben Durst. Bis zum Start des Festivals blieb der Secret Act geheim. Nun sind die Nordberliner Jungs Tiger und G.G.B. am Start. Sie rappen über Frauen, Kneipenabende und Graffiti. Das Publikum wippt lässig im Takt. Am Ende erfordert, erfleht und erbettelt die Menge Zugabe um Zugabe.

Bühnenpate Conrad Kirchner

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Zeitsprung zurück, Heubuder Brücke: Start des Entenrennens um 17:00 Uhr. Einige traurige Geflügelfans müssen getröstet werden, denn leider gab es weniger Enten als Entenfreunde. Dann werden zwei Kisten Enten mit Unterstützung von Glücksfee Frau Brüning und Moderator Volker Kuntzsch über die Heubuder Brücke in die Panke entlassen. „Das ist so putzig“, und „Oh cool, so viele Enten!“ hört man Kinder und Erwachsene rufen. Dann beginnt das große Rennen: Enten auf der Panke und Zuschauer an beiden Uferstreifen. Jeder will schneller sein als die Enten, um sie auf der nächsten Brücke ankommen zu sehen. Menschen, die zum ersten Mal auf dem Panke Parcours sind, erkennt man sofort. Mit skeptischen Blicken Richtung Panke kommen sie einem entgegen, die Panke voller kleiner Badeenten auf ihrem Weg zur Bibliothek am Luisenbad. Dann wandern die skeptischen Blicke zur Begleitung als wollten sie sich vergewissern: „Siehst du auch was ich sehe?“

Entenrennen

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Siegerehrung ist auf der Brücke am KROKODIL. Hier steht das Entenrennen-Team bereits bereit. Ausgerüstet mit Anglerhosen und Einkaufswägen als Auffangkörbe fischen sie die Enten aus der Panke. Gewinner freuen sich über Preise wie Kinogutscheine vom City Kino Wedding, Eintrittskarten für das Kindermuseum Labyrinth und jede Menge Café-Gutscheine.
Danach geht es weiter auf die andere Seite der Badstraße. Auch die Uferstudios stellen mit der LIBELLE wieder einen tanzenden Standort dar. Hier bekommt man die Chance, einer offenen Probe im kürzlich sanierten Heizhaus beizuwohnen.
Und noch immer ist kein Ende des Parcours in Sicht. Von der anderen Panke Seite schallen verwunschene Klänge herüber.  Wie soeben die Stadt verlassen und auf einem verträumten Festival irgendwo in Brandenburg gelandet fühlt man sich beim SEESTERN. Mit viel Liebe zum Detail hat das „Kollektive Bewusstsein“ hier eine kleine Oase mitten in der Stadt geschaffen. Zwischen Bäumen, Teppichen und Energie-Bällchen wird getanzt und geplaudert. Der Name des Acts ist Paul Dill – Witzchen mit Peter Silie oder Armin Schnitt-Lauch sollten man lieber vergessen, denn die Mugge ist wirklich stark und Paul Dill wird von den Black Bears begleitet. Mit Bären heute lieber keinen Stress!

Festivalfeeling am Seestern

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Ufer-Hopping. Jazzige Sounds bietet der Abend beim OKTOPUS direkt vorm Café Dujardin. Jonathan Lindhorst hat drei Jazzer mitgebracht, mit denen er sein Saxophon zum Glühen bringt – oder ist das nur die untergehende Sonne, die sich im gewienerten Blech bricht? Sei’s drum – es fetzt! Finden auch die eher älteren Musikfreunde, die es sich auf den Bänken vorm Dujardin mit einem Prosecco, einem Pinot Grigio oder gar einem Sprizz gemütlich machen. Jazzköpfe wackeln anders, denkt man im Weitergehen.

Jazz am Oktopus

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Skaro Records rockt den HAIFISCH, und zwar im besten Sinne des Wortes. Direkt am Gedenkstein für den Blutmai liegt dieser Spielort, der sein Programm sehen und vor allem hören lassen kann. Die WorldFolkBand Zargenbruch bringt die müden Beine nochmal in Schwung.
Tänzelnd bewegt man sich weiter zum südlichsten Spielort. Auf dem Weg proben Musiker für das Musik-Event „Der ganze Wedding musiziert“ am 5. September auf dem Nettelbeckplatz. Etwas versteckt hinter der Bahntrasse sitzt dann das WALROSS. Gang und Durchhaltevermögen lohnen sich, denn hier heizen die Jungs vom BeatKollektiv, manchen vielleicht noch von der Veranstaltungsreihe Wedding Soul bekannt, ordentlich ein. Uwe „Ford“ Effertz schiebt die Regler und die Crowd krault zum Beat.
Und während die Gäste noch glücklich einen Absacker trinken, sind die ersten Abbauteams bereits unterwegs. Ein Wedding-Tag wie kein anderer ist für Gäste und Veranstalter vorüber.

Letzte Station: Walross

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Text: Anna Lindner

Fotos: Volker Kuntzsch u. Johannes Hayner