Spiel den Wedding
Sommerfest mit Ergebnispräsentation von „Youthteam – Check den Wedding! Großer Bahnhof in der Eulerstraße: Am Freitag, 8. Juli, fand das Sommerfest mit Ergebnispräsentation des Projekts „Check den Wedding!“ auf dem Eulerspielplatz an der Ecke zur Kleverstraße statt. Schon lange bevor man den Spielplatz sieht, sind Gelächter und Stimmengewirr zu hören. Leute strömen aus allen Richtungen zum Sommerfest. Automatisch läuft man etwas schneller, um noch rechtzeitig zu kommen. Organisiert wurde das Fest von den Kindern und Jugendlichen, die sich beim Projekt „Youthteam – Check den Wedding!“ engagieren.
Check den Wedding ist ein Projekt, in dessen Rahmen junge Menschen Meinungen zu ihrem Stadtteil sammeln und Perspektiven für die Zukunft entwickeln. Dazu haben sie geschaut, wie ihr Alltag aussieht und ob die vorhandenen Angebote der Jugendhilfe an die Lebenswelten ihrer Zielgruppe angepasst sind. Das Projekt will aber auch in Erfahrung bringen, welche Verbesserungsvorschläge die junge Generation für ihren Kiez hat. Gefördert wurde “Youthteam-Check den Wedding!” von STARK gemacht! Jugend nimmt Einfluss (Jugenddemokratiefonds Berlin).
Bunt geschmückt, menschenvoll und gut gelaunt lädt heute der Eulerspielplatz jeden zum Mitfeiern ein. Direkt neben dem Eingangstor klärt ein Informationsstand über die heutige Veranstaltung auf und bewirbt mit Flyern und Broschüren bevorstehende Aktionen. Eine Bühne mit farbenfroher Stadtsilhouette als Kulisse ist zur Rechten aufgebaut auf der – noch! – keine Akteure zu entdecken sind. Die ohnehin schon gute und ausgelassene Stimmung wird von einer Vielzahl verschiedener kunterbunter Stände, die nicht nur Verpflegung, sondern auch Mitmach- und Sport-Aktivitäten für jedermann zu bieten haben, noch befördert.
Ein Getränkestand reicht eine gemischte Auswahl an Erfrischungen für jeden Geschmack, auf dem großen umzäunten Bolzplatz des Spielplatzes werden Basket- und Fußbälle verliehen und auch beim Mitmach-Zirkus versuchen sich nicht nur Kinder an verschiedenen Zirkus-Geräten wie dem Hula-Hoop-Reifen.
Nach sportlicher Betätigung bei dem freundlich-warmen Wetter kommt eine Pause nun gerade recht. Für den süßen ‘Gieper’ zwischendurch gibt es den “Süßigkeitenplaneten” mit frisch zubereiteten Waffeln, Popcorn, Zuckerwatte und Schokolade. Die spacige Zucker-Bombe steht im Zentrum des Spielplatzes unter einer großen Kastanie. Gestärkt geht es weiter zum Dosenwerfen und zum Kartoffellauf, bei dem viele Kinder auf ihre Chance warten. Wer sich lieber mit Henna oder Schminke verschönert, geht zum Kinderschminken- und Henna-Stand, muss wegen des Andrangs allerdings auch warten. Der Wunschbaum ist für Menschen, die etwas über den Kiez zu sagen haben, die beste Anlaufstelle. Hier können alle, die bei „Check den Wedding!“ nicht mitgemacht haben, Zettel mit Wünschen für den Kiez basteln und in den Wunschbaum hängen. Schon bald flattert eine Menge bunter Wunschzettel in den Ästen und schmückt den Kiez.
So farbenfroh wie der Wunschbaum und die vielen Sommerfestbesucher sind auch die Plakate, die von den Jugend- und Kinderteams erstellt und überall auf dem Spielplatz verteilt werden. Sie präsentieren die Ergebnisse von “Check den Wedding!” anhand von Diagrammen, Fotos und Schaubildern. Gerade vertieft in die bunten Schautafeln werden die Besucher nun zur Bühne gerufen – die Show geht los!
Schnell sind die Bänke voll besetzt mit gespannten Zuschauern. Lachend moderiert Maude Fornaro aus der Nachbarschaftsetage die Aufführung an, und das aufgeregte Gemurmel im Publikum wird leiser. Vier Monate lang haben Kinder- und Jugendteams mit jungen Menschen von acht bis 24 Jahren gemeinsam ihren Kiez „abgecheckt“. Es wurden Befragungen von Kindern und Jugendlichen durchgeführt, um zu erfahren, wie Menschen in ihrem Alter leben, wie sie den Wedding empfinden und welche Freizeitangebote sie wahrnehmen bzw. welche fehlen. Dabei haben die Kinder und Jugendlichen jede individuelle Meinung und jeden Verbesserungsvorschlag erfasst und ausgewertet.
Stolz stellen die Mädchen von MÄDEA den Verlauf ihrer Arbeit rund um das Projekt „Check den Wedding!“ in einer Bühnenshow dar. Am Ende halten Kübra, Gabriele, Faseeha, Sarah, Medina und Scarlet feierlich ein Schild mit der Aufschrift „500 Fragebögen“ in die Luft.
Auf Kartons geschrieben werden jetzt zunächst Dinge, die Kinder und Jugendliche an ihrem Kiez mögen, wie Bausteine auf der Bühne aufgestapelt. Anschließend werden unter Protestrufen und mit Unterstützung von Demonstrationsschildern Bausteine mit Sachen, die sie nicht mögen, auf die Bühne gereicht. „Was auf jeden Fall aus unserem Kiez verschwinden soll, ist der ganze Müll und Dreck hier“, sagt die 11-jährige Scarlet, die ebenfalls am Projekt „Check den Wedding!“ mitgearbeitet hat. Stolz verbeugen sich die Mädchen nach ihrer Aufführung und nehmen freudestrahlend den begeisterten Applaus der Zuschauer und eine rote Rose entgegen.
Ziel des Projektes war es, Kinder und Jugendliche besser in die Jugendhilfeplanung des Bezirks einzubeziehen. Dazu kooperierte die Stadtteilkoordination Kinder- und Jugendbeteiligung Gesundbrunnen, gefördert im Rahmen der Netzwerkfonds mit dem Projekt “Kiezcheck – Update Peer2Peer”, mit vielen weiteren Akteuren, Schulen und Freizeiteinrichtungen aus dem Gesundbrunnen. Auch das neu eingerichtete Quartiersmanagement (QM) ist beteiligt und holt sich Inspirationen für mögliche Projekte, die ab 2017 mit Mitteln des Programms “Soziale Stadt” unterstützt werden könnten.
Nacheinander werden nun der Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke (SPD), Jenny Neubert und Nedim Bayat (Die Grünen), Markus Kunz (CDU), Özlem Ayaydinli und Ralf Kersten vom QM Badstraße sowie der Jugendhilfeplaner Marcus Lehmann auf die Bühne gebeten. Elke (SPD), Bezirksverordneter Alev Deniz (SPD), Frau Sonntag von der Polizei (Abschnitt 36) und Asra El-Mohamad, Jugendvertreterin beim Jugendhilfeausschuss folgen. Nicht nur der Bezirksbürgermeister ist begeistert von der Arbeit der Kinder und wünscht sich in Zukunft mehr solcher Projekte. Versprochen, sich der Wünsche der Kinder anzunehmen und an ihren Ideen zu arbeiten, hat jeder der anwesenden Politikern und Delegierten. „Ich glaube schon, dass die Politiker jetzt wirklich etwas mit unseren Ideen machen werden“, meint Scarlet. Damit das auch ein richtiges Versprechen bleibt, werden anschließend festlich Verträge zwischen Kindern und Politikern ge- und unterschrieben. Inhalt ist, dass an den Plänen und Ideen der Kinder- und Jugendteams von „Check den Wedding!“ gearbeitet wird.
Hierbei schaut Faseeha Chughtai Jenny Neubert von den Grünen genauestens über die Schulter. „Ich finde am Wedding die vielen Kinderaktivitäten und solche coolen Sachen wie die hier am besten“, erzählt die 10-jährige. Nach dem Auftritt werden noch angeregte Unterhaltungen und Diskussionen zwischen Kindern und Politikern geführt. Das Projekt „Check den Wedding!“ wurde durch die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Berlin im Rahmen des Zukunftsinitiative Stadtteil II im Programm Soziale Stadt gefördert.
Nach dem diplomatischen Teil ist die Bühne nun freigegeben für jeden, der Lust hat etwas vorzuführen, sei es spontan oder eingeübt. Fleißig wird gesungen und getanzt. Umringt von den aufgeregten Akteurinnen des Projektes werden zum Ende der Veranstaltung noch feierlich die Urkunden für jedes der beteiligten Kinder vom Bezirksbürgermeister Hanke unterschrieben und abgestempelt.
Ein gelungenes Sommerfest neigt sich langsam, feierlich und gemütlich dem Ende zu.
Text und Fotos: Svenja Bressem