Tag der Ideen
Wenn sich etwas verändern soll, ist es das Beste die Dinge selbst in die Hand zu nehmen oder sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen und gemeinsam für die eigenen Vorstellungen einzutreten. Denn nur so lässt sich die im ständigen Wandel befindende Außenwelt den eigenen Bedürfnissen entsprechend mitgestalten. Und warum nicht in Form eines Projektes oder einer Aktion?
Seit der Badstraßenkiez am 01.April 2016 ein Quartiersmanagement-Gebiet geworden ist, stehen genau dafür Gelder zur Verfügung. Insgesamt sind über den „Aktionsfonds“ des Programms „Soziale Stadt“ 10.000 Euro pro Jahr und maximal 1.500 Euro pro Projekt zu vergeben. Die Projektgelder sind jedoch nicht, à la Hornbach-Devise, zum Umbau der eigenen vier Wände gedacht, sondern sollen:
– der Gemeinschaft/Nachbarschaft nutzen
– die Aktivierung und Beteiligung von Bewohnerinnen und Bewohnern fördern
– die Eigenverantwortlichkeit und Selbsthilfe fördern
– nachbarschaftliche Kontakte stärken
– die Stadtteilkultur beleben
Bis zum 18. Juli konnten BewohnerInnen, Bewohnergruppen und lokale Initiativen ihre Projektideen beim Quartiersmanagement einreichen. Insgesamt haben sich 25 Projekte beworben. Nach Prüfung der Anträge durch das Quartiersmanagement-Team stellten sich 21 Projekte als förderfähig heraus. Diese wurden am 1. August 2016 bei einer öffentlichen Veranstaltung im Puttensaal der Bibliothek am Luisenbad präsentiert. Alle Projekte zusammen kamen auf eine Gesamtsumme von fast 30.000 Euro. Also musste eine Auswahl getroffen werden.
In der Regel entscheidet über den Aktionsfonds eine Jury aus engagierten Bewohner_innen. Im Badstraßenkiez wird diese Aktionsfondsjury das erste Mal im Herbst gewählt. „Da noch keine Aktionsfonds-Jury gewählt wurde, haben wir heute die BewohnerInnen eingeladen, über die Vergabe der Fördergelder mitzuentscheiden“, erklärt Özlem Ayaydinli, Teamleiterin des Quartiersmanagements Badstraße.
Trotz Vorankündigungen auf diversen Kanälen, wie Facebook oder dem Newsletter, sowie Plakatieren von Plakaten fanden nur wenige Anwohner den Weg in die ehemalige Badeanstalt.
„Wir haben Urlaubszeit und das Wetter ist schön“, mutmaßt Ayaydinli über die Gründe der schmalen Bürgerbeteiligung. In Hinblick auf die Tragweite der Entscheidung einigte man sich von einer direkten Wahl am heutigen Tag abzusehen und ein „Stimmungsbild“ der Beteiligten aufzunehmen.
Zu den eingereichten Projektanträgen zählen:
1. Studio Shiro
Erweiterung und Professionalisierung der Audio- und Videotechnik für das Bürger- und Jugendstudio.
2. Rudolf-Wissel-Grundschule
Materialien zur Neugestaltung der Leseecke.
3. Rudolf-Wissel-Grundschule
Materialien und Farbe für die Umgestaltung des Hortbereiches.
4. Rudolf-Wissel-Grundschule
Materialien für einen Weihnachtsbastelnachmittag.
5. Grüntaler Treff
Computergrundausstattung mit Computer, Drucker, Arbeitsprogramm.
6. Jugendclub AWO Bellermannstraße
Materialien für die Renovierung und zwei neue Küchenzeilen.
7. Sinti Roma-Familienfest
Mittel für die Ausrichtung eines Familienfests im Rahmen des Panke Parcours 2016
8. Kita Paradiesvögel
Umgestaltung des Kitagartens, wie den Bau von Kräuterkästen, Beeten und einer Natursitzecke
9. Das Klingende Museum
Honorar für zwei Pädagogen, die einen regelmäßigen Percussion-Workshop betreuen.
10. Lernwerkstatt Literatur
Regale und Bücher für die Gründung einer Kinder- und Jugendbibliothek.
11. Galerie und Bar Wilmar
Ausgestaltung eines Musik- und Bewegungsprogramms beim Panke Parcour 2016
12. Initiative Buttmann 16
Computerkurse für BügerInnen mit Migrationshintergrund
13. Kita Stettiner Straße – Kindergarten City
Materialien und Werkzeug für einen mobilen Garten in der Kita
14. Lernwerkstatt Museum
Werkzeug, Materialien und ein Tisch für eine Second-Hand-Kreativ-Kunst-Aktion.
15. Weddinger Lesewoche
Druck von Plakaten und Flyern
16. Initiative Buttmann 16
Küchengeräte für Kochkurse und Nachbarschaftsküche
17. Initiative Buttmann 16
Mittel für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit
18. IN Via Jugendmigrationsdienst
Tische und Stühle für neue Einrichtung
19. Lernwerkstatt Zauberhafte Physik
technische Einrichtung einer Webseite und WordPress-Schulung
20. KALIBANI e.V.
Straßensperrung, sowie Materialien für Workshop für ein Straßenfest
21. Uferstudios / Cobratheater
Materialien für den Bau eines mobilen Aufführungsorts und performative Installation für Geschichten in der Nachbarschaft.
Eine bunte Mischung aus Projektideen hatte sich auf den Flipcharts zusammengefunden. Frau Maj-Lis Linde, Gebietskoordinatorin für den Bezirk Mitte, richtete sich vor der Abstimmung nochmals an alle Beteiligten und wies darauf hin, dass zu Bedenken sei, die „Fördergelder auf verschiedene Handlungsfelder zu verteilen“, außerdem sei ihr wichtig „durch Förderung von Sachmitteln, Ehrenamt zu unterstützen“.
Jeder Besucher der öffentlichen Abstimmung, der über 16 Jahre alt und Bewohner des Badstraßenkiezes ist, konnte seine Stimme für sechs verschiedene Projekte, sofern es nicht das selbst eingereichte Projekt war, abgeben.
Den Vorurteilen zum Trotz bildeten an diesem Tag die jungen Kiezbewohner die Mehrheit unter den Anwesenden. Und das war auch klar am Abstimmungsergebnis zu sehen. Die meisten Stimmen bekam der Jugendclub der AWO sowie das Straßenfest von KALIBANI e.V. „Es ist schön, dass so viele junge Kiezbewohner heute gekommen sind und für ihre Interessen gestimmt haben“ strahlt Ayaydinli. Und da soll noch jemand sagen, die Jugend sei nicht engagiert!
Auf Grundlage dieses Stimmungsbildes wurde in der Steuerungsrunde, einem Gremium aus den Quartiersmanagern, der Gebietskoordinatorin des
Bezirksamtes und der Beauftragten des Senats, eine Entscheidung über die Vergabe der Gelder getroffen. Als Ergebnis wurden folgende zehn Projekte ausgewählt.
1. Studio Shiro
2. Rudolf-Wissel-Grundschule
3. Jugendclub AWO Bellermannstraße
4. Kita Paradiesvögel
5. Lernwerkstatt Literatur
6. Galerie und Bar Wilma
7. Kita Stettiner Straße
8. Weddinger Lesewoche
9. Initiative Buttmann 16
10. KALIBANI e.V.
Die meisten Projekte werden im September beginnen und hoffentlich bald den Bewohnerinnen und Bewohnern zur Verfügung stehen. Im kommenden Jahr werden, je nach Entscheidung der neu gewählten Aktionsfondsjury, mehrere Termine zur Einreichung neuer Projekte angeboten.
Sollten sie Interesse haben, sich für Ihren Kiez zu engagieren, können Sie sich zur Wahl für die Aktionsfondsjury oder den Quartiersrat aufstellen lassen. Am 13.09.2017 findet zur Vorbereitung für die Wahl eine Infoveranstaltung wieder im Puttensaal der Bibliothek am Luisenbad statt.