Keine Gewalt!
9. Netzwerktreffen KiezBildung Badstraßenkiez mit dem Thema Gewaltprävention
Wie gehen wir mit Gewalt im Kiez um? Und wie gehen wir mit Gewalt in Schulen, Kitas oder in außerschulischen Einrichtungen um? Das wichtige Thema „Gewaltprävention“ steht beim 9. Netzwerktreffen am 21.3.2019 in den Räumen vom itw (Institut für Aus- und Weiterbildung) in der Seestraße 64 auf der Tagesordnung. Organisatoren sind STADTGESCHICHTEN E.V. und das itw.
Der Einladung folgen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Rudolf-Wissell-Grundschule, Gesundbrunnen-Grundschule, der Kita Stadtkinder e.V., des itw, sowie vom NetBil Bildungs- und Beratungszentrum. Die KiezSportLotsin für den Bezirk Mitte ist ebenfalls dabei und als Gesprächspartnerin zu diesem Thema wurde extra die Präventionsbeauftragte vom Polizeiabschnitt 36, Nicole Bohnert eingeladen.
Das Organisations-Team, stehend Tina Hilbert
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Die Organisatorinnen des STADTGESCHICHTEN Teams – Tina Hilbert, Katharina Zöller und Clara Lehmann eröffnen um 14 Uhr das Netzwerktreffen und Elke Raddatz, die Geschäftsführerin des itw, gibt zunächst für alle einen Einblick in die Arbeit des itw. Nach der darauffolgenden Vorstellungsrunde stellt Tina Hilbert auch gleich die ersten Fragen für die Gruppenarbeit vor: Wer erfährt Gewalt im Kiez? Wo wird Gewalt ausgeübt? Mit welchen Formen von Gewalt sind wir konfrontiert? Wie gehen wir mit Gewalt um? Bunte Klebezettel und Stifte werden bereitgestellt, damit nun in kleinen Gruppen die Antworten diskutiert und anschließend an das Flipchart geheftet werden können.
An den Flipcharts wird deutlich, dass z. B. die Schule mit sehr vielen „Orten“ der Gewaltausübung zu tun hat. Da werden der Schulweg, der Klassenraum, der Pausenhof, die Toiletten, die Umkleidekabinen in der Turnhalle, aber auch die Gewalt zu Hause oder in den sozialen Netzwerken erwähnt. Es stellt sich heraus, dass Gewalt sich nicht nur physisch, sondern auch seelisch und verbal, versteckt oder offen zeigen kann. Beim Zusammentragen der Ergebnisse zeigt sich, dass die Vorbeugung von Gewalterfahrung, die Prävention, z. B. in Form von Intervention, Mediation und Gewaltmeldung, der entscheidende Schlüssel beim Umgang mit Konflikten ist.
Gruppenarbeit für alle Teilnehmer
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Nach der Gruppenarbeit gibt die Polizistin und Präventionsbeauftragte Frau Bohnert einen Einblick in die Polizeistatistiken des Brunnenviertels. Durch die mediale Verbreitung von Gewalttaten hat man zunächst den Eindruck, dass es immer mehr Gewalt im Kiez gibt. Offiziell vermeldet die Polizei jedoch, dass im Jahr 2018 die Anzahl der Straftaten in Berlin statistisch zurückgegangen ist. Die Polizei unterscheidet bei den Gewalttaten zwischen Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung und häuslicher Gewalt. Im Jahr 2018 wurden im Brunnenviertel 55 Taten von Körperverletzung gemeldet, davon 11 Taten mit gefährlicher Körperverletzung und 21 Taten mit häuslicher Gewalt. Bei der häuslichen Gewalt kann man davon ausgehen, dass die Dunkelziffer viel höher ist, meint Frau Bohnert.
„Gewalt in den Schulen hat es schon immer gegeben“, sagt die Polizistin. Sie ist oft als Präventionsbeauftragte in den Schulen unterwegs und findet es gut, dass die Schulleitungen mutiger geworden sind und vermehrt Straftaten melden. Das was früher an den Schulen so nicht der Fall gewesen war. Es ist deshalb gut, weil sich die Anzahl der Straftaten nun in den Statistiken wiederspiegelt und sich dadurch der Druck auf die entsprechenden Behörden erhöht. Frau Bohnert ist es wichtig, dass die Jugendlichen, die straffällig werden, auch Konsequenzen erfahren. Die Opfer sollen sehen, dass mit den Tätern im Nachhinein nicht „nur“ Gespräche stattfinden.
Kolleginnen aus Schule und Kita tauschen sich aus
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Nach dem Vortrag von Frau Bohnert wird die allgemeine Diskussionsrunde eröffnet. Eine Sozialarbeiterin von der Gesundbrunnen-Grundschule erzählt, dass in ihrem Arbeitsalltag täglich rassistische und sexistische Äußerungen vorkommen. Das ist mittlerweile Normalität und zeigt die Sozialisation von gewaltvoller Sprache. „Viele haben keine Vorstellung davon, wie schwierig und desillusionierend der Schulalltag an einer Schule ist“, sagt die Sozialarbeiterin. Sie fühlen sich von den Behörden mit ihrer Arbeit alleingelassen, überfordert und frustriert. Es gibt kein zusätzliches Personal und vor allem gibt es einen Mangel an Zeit, um sich langfristig und sinnvoll mit Gewaltprävention zu beschäftigen. Natürlich gäbe es Schulregeln, die aber von Lehrkräften, Erziehern und Sozialarbeitern sehr unterschiedlich umgesetzt werden. Es ist wichtig, dass bei diesem Thema alle an einem Strang ziehen.
Ein Thema mit Brisanz: Gewalt geht uns alle an
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Ausblick:
Zum Schluss stellt sich für alle die Frage: Was hier im Kiez konkret angeboten werden könnte? Und wo die Einrichtungen noch Unterstützung benötigen? Eine Ansprechperson für Prävention vor Ort wäre für die verschiedenen Einrichtungen sinnvoll. Auch für die Polizei wäre das zweckmäßig. Darüber hinaus wird mehr gut ausgebildetes Personal an den Schulen benötigt, ein Anti-Aggressions-Training von der Kita bis zur weiterführenden Schule wäre eine wichtige Maßnahme und wie ist eine bessere Einbindung sportlicher Aktivitäten an den Schulen möglich, damit sich die Kinder und Jugendlichen gut auspowern können? All diese wichtigen Ergebnisse und Bedarfe wird das STADTGESCHICHTEN-Team an das Quartiersmanagement Badstraße weitergeben, damit künftig Projekte entwickelt werden können, die auf die Bedarfe eingehen.
Am 16.5.2019 findet das nächste Netzwerktreffen statt.
Interessierte Einrichtungen können sich gerne melden: stadtgeschichten@posteo.de
Text und Fotos: Maja Schudi