Sozialarbeit einmal anders

Mobilé Elternberatung – Niedrigschwelliges Angebot für eine lebendige Nachbarschaft

Mensch, am Blochplatz ist was los! Bunte Spielsachen und Buddelkasten-Werkzeuge liegen kreuz und quer im Sand unterm Klettergerüst. Kinder springen herum und bringen mit Lachen, Rufen, Singen und (manchmal auch) Weinen den Platz zum Flirren. Sieht eigentlich aus wie ein gut frequentierter Spielplatz an einem normalen Sommernachmittag, ist aber – bitte was?! Richtig, hier findet Sozialarbeit statt, Elternberatung, um genauer zu sein. Und das geht ganz einfach: Kinder ablenken, Eltern schnappen und reden …

 Klar, dieser quirlige Ort im Herzen des Gesundbrunnen hebt sich von gewöhnlichen Situationen der Elternberatung ab. Alles dreht sich um Spielen, Begegnen und Gemeinschaft.  Mittendrin ein Lastenrad mit vielen Überraschungen. Es gehört zum Projekt Mobilé Elternberatung vom Träger Casablanca. Die beiden Damen daneben sind Anna-Lisa und Alicia, die seit März 2023 einmal in der Woche am Spielplatz am Blochplatz sind und dort die Kinder zum Spielen animieren. Mit Seifenblasen, Gymnastikbändern am Stab und einem Fußball klappt es eigentlich immer, die Kinder zu kriegen. Wenn erst mal die Kleinen beschäftigt sind, können die Elternberaterinnen mit ihrem eigentlichen Anliegen beginnen und mit den Eltern ins Gespräch kommen.

 

Das Mobilé-Team mit ihrem Lastenrad, wie immer hervorragend gelaunt


„Aufsuchende Elternsozialarbeit“ nennt sich das Angebot im Fach-Sprech und ist natürlich wesentlich niedrigschwelliger als eine Sprechstunde etwa in einem Familienzentrum. So wertvoll wie diese sind: Es gibt immer noch Familien, die diese Angebote nicht kennen oder bewusst nicht wahrnehmen. Leidtragende sind dann zumeist die Kinder, die mögliche Unterstützung nicht erhalten.

Bei Mobilé Elterberatung geht es erst einmal ums aufmerksame Zuhören und da sein. Im Verlauf des Gesprächs können unkompliziert Unterstützungsangebote im Kiez vermittelt werden. Denn vieles ist den Eltern nicht bekannt, obwohl sie in diesen Bereichen Hilfe dringend brauchen. Fragen nach Kitaplätzen und Kinderbetreuung werden häufig gestellt, aber auch der Wunsch nach Kontakt zu anderen Eltern oder der Besuch von Sprachcafés tauchen in den Gesprächen auf.


 Wer Hilfe braucht, kann sie hier finden: In einem großen Ordner sind gebündelt die wichtigsten lokalen Angebote für Eltern und Kinder enthalten


Auch wenn die Fördermittel begrenzt sind: Das Projekt strebt nach Nachhaltigkeit. So setzen die Mitarbeiterinnen auf kreatives und hochwertiges Spielzeug aus Holz, während billiges Plastik vermieden wird. Die Angebote des Mobilé-Projekts werden von den Eltern gut angenommen, und es entstehen wertvolle Beziehungen. Es gibt sogar “Stammkund:innen”, die regelmäßig vor Ort sind. Das Feedback der Eltern wird ernst genommen, und es gibt Pläne, die Informationen in digitaler Form verfügbar zu machen.

 

Spaß macht es nicht nur den Kindern, sondern auch den Sozialarbeiter:innen


Die wachsende Akzeptanz und die regelmäßige Verlagerung der Standorte lassen vermuten, dass das Projekt weiterhin Erfolg haben wird. Seit Anfang September ist das Lastenrad mit seinen Fahrerinnen nun auch nicht mehr am Blochplatz, sondern an einem Spielplatz zwischen den Hochhäusern in der Behmstraße zu finden. Und Mobilé Elternberatung findet jetzt immer montags statt, nicht mehr am Mittwoch. Der Winter wird neue Herausforderungen mit sich bringen, da die Aktivitäten sich von den Spielplätzen in die Kitas verlagern. Auch ein Ort, an dem die Kinder im Winter spielen können wäre ideal, doch da sind die Mitarbeiter:innen noch auf der Suche.

Fazit: Das Mobilé-Projekt in Berlin-Wedding zeigt, wie niedrigschwellige Elternberatung die Nachbarschaft bereichern kann. Mit dem Fokus auf Spiel und Begegnung hat es sich zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Familien entwickelt, die nach Unterstützung und Austausch suchen.

Text und Fotos: Conrad Kirchner, Robert Bross