Rückblick auf die Aktionswoche “Umwelt im Quartier”
Inspirierend und unterhaltsam
Nachbarschaft, Nachhaltigkeit, Umwelt, Klima – bekannte Schlagworte aus den öffentlichen Debatten unserer Tage. Aber nicht nur dort – auch hier im Badstraßen-Kiez rücken sie immer weiter in den Fokus.
Aktionen und Projekte, die vom Quartiersmanagement (QM) gefördert werden, widmen sich durchgängig wenigstens einem Aspekt aus diesem Themenmix. Denn wir leben hier in einem Kiez mit sehr hoher Umweltbelastung, deswegen ist das Thema hier besonders wichtig. Die bundesweite Aktionswoche “Umwelt im Quartier” Umwelt im Quartier holte den Themenkreis zusätzlich ins Rampenlicht. Sie fand im September auch hier im Badstraßenkiez statt, wir haben über ein Vorbereitungstreffen im Frühjahr berichtet.
Die Eröffnung des Eulerplatzes war auch ein Programmpunkt der Aktionswoche
Heute treffen wir uns mit Quartiersmanagerin Burcu Eren. Zeit für ein kleines Zwischenresümee. Die Aktionswoche ist vorbei, aber die Projekte hier im Kiez laufen weiter. Wir fragen zunächst, was eigentlich im Lauf der Aktionswoche veranstaltet wurde. “Grundsätzlich muss ich sagen: Hier im Kiez ist schon sehr viel los. Das, was in diesen Tagen stattfand, geschieht ohnehin regelmäßig oder hätte ohnehin irgendwann geschehen müssen – wie etwa die Eröffnung des Eulerplatzes. Die Aktionswoche und wir als QM haben nur geholfen, das ein bisschen sichtbarer zu machen.” Es gab viele Bausteine für die Aktionswoche, begonnen beim Sperrmüll-Aktionstag sowie einer Sammelaktion mit dem QM-Projekt “Goldene Miminnen” über gemeinsames Feiern und Essen bis hin zu Urban Gardening und Litter Picking.
Das QM hatte dabei eine koordinierende Funktion inne. Eigene QM-Veranstaltungen gab es nicht. Aber es animierte Akteurinnen und Akteure dazu, Events und Aktionen in dieser Woche gemeinsam zu planen und half bei der Durchführung. Wichtig war aus Burcus Sicht auch, dass die beiden benachbarten QM-Gebiete Soldiner Kiez und Badstraße die Aktionswoche gemeinsam begingen. Dies half, das Netzwerk der Umweltbewegten hier sichtbar zu machen und die Verbindungen zwischen den Aktiven zu stärken. Selbstverständlich fast, dass sich QM sowie Aktive gegenseitig bei ihren Aktionen besuchten und unterstützten. Und so, meint Burcu Eren lächelnd, könne man auch gut voneinander lernen.
Musik geht immer – hier in der Wilden 17
Entscheidende Kritik hat sie eigentlich nur an einer besonders unabhängigen Instanz. “Das Wetter war oft fast zu gut.” Denn gerade Veranstaltungen um die Mittagszeit hatten es nicht leicht, bei – trotz September – großer Hitze ihr Publikum zu finden. So war es etwa bei der Eröffnung des Eulerplatzes. Bis 16 Uhr traf sich dort eine relativ überschaubare Anzahl an Menschen. Erst, als es etwas kühler wurde und eine Band startete, kamen auch mehr Leute. Bald füllten sie den ganzen Platz und die Stühle an der langen Tafel. Selbstgemachte Speisen gingen von Hand zu Hand bzw. von Hand zu Mund und die Gespräche wollten lange nicht versiegen, auch als die Instrumente schon längst eingepackt waren. Schließlich verabredete sich eine Gruppe von Nachbarinnen und Nachbarn, die sich zukünftig um den Platz kümmern wollen.
Vermüllung heute mal beabsichtigt: Sperrmülltag vorm QM-Büro
“Musik funktioniert eigentlich immer”, würdigt Burcu Eren einen entscheidenden Katalysator für das Gelingen von Nachbarschaftsaktionen. So war es auch in der Wilden 17, wo gemeinsam gekocht und anschließend gegessen wurde. Günter Fuchs hatte hier mit Unterstützung aus dem Aktionsfonds “Kiezkartoffeln” angebaut, die an diesem Tag gemeinsam mit Quark und Salat auf die Teller kullerten. Für die Musikfreunde gab es Jazz und Blues, aber die Stimmung war gar nicht bluesig, sondern eher fröhlich.
Hoch lebe die Stadtnatur: Gemüsegarten in der Wilden 17
Etwas schade finden es Burcu und das QM-Team, dass es zur Durchführung der Aktionswoche keine zusätzlichen Mittel gab. Viele Akteure hätten sich für ihr Extra-Engagement eine kleine Anerkennung gewünscht, zumal das meiste ehrenamtlich stattfindet. Und selbst der Aktionsfonds des QM war für dieses Jahr schon ausgeschöpft. Immerhin konnte die Eröffnung des Eulerplatzes und die Abschlussveranstaltung in der Wilden 17 mit Öffentlichkeitsarbeits-Mitteln unterstützt werden.
Die Goldenen Miminnen auf ihrem Müll-Streifzug durch den Badstraßenkiez
Burcu Eren glaubt, dass solche Aktionswochen Themen konkreter machen können. Oft klingen sie sehr abstrakt, wenn politische Akteure darüber sprechen. Aber wenn es gleich in der Nachbarschaft im Kiez geschieht, dann sieht man die Relevanz und auch den Spaßfaktor ganz konkret. Dann ist Klimaschutz die Kiezkartoffel oder das Lastenrad und Umweltschutz gold glänzende Schauspieler, die mit großen Gesten Müll beseitigen. Als besonders wertvoll schätzt sie die im Rahmen der Aktionswoche begonnene Zusammenarbeit mit dem Soldiner Kiez ein. Vielleicht ist das ein Samenkorn, aus dem sich noch viel mehr entwickeln kann …
Text: Johannes Hayner
Fotos: Gröschel Branding, georg+georg