Eine Bereicherung für Kinder und Kiez

Vor der Rudolf-Wissel-Schule gestalten Schüler Sitzbänke

Auf dem Grünsteifen gegenüber der Rudolf-Wissel-Grundschule herrscht reges Treiben. Es ist Mitte Oktober, aber die Sonne gibt noch einmal alles.
Circa 15 Schüler*innen laufen umher, die meisten von ihnen in T-Shirt oder Pullover. Man erkennt schon von weitem, womit sie sich beschäftigt haben: Farbe hat ihren Weg an Hände und Kleidung gefunden. Entsprechend die Dialoge:

„Wo steht das Rot?“
„Nein, mach das mal anders …“
„Ohaaa – sieht übertrieben gut aus!“

bei den Kleinen geht es  bunt her

Die Kinder lernen miteinander zu arbeiten und tüfteln an der besten Farbmischung

Die Klasse 5a der Rudolf-Wissel-Grundschule unter der Leitung von Frau Kreienbrink ist gerade damit beschäftig, drei Bänke farblich zu gestalten. Der Beginn der Aktion war bereits im Februar, erklärt die Lehrerin. Das Pilotprojekt ist eine Zusammenarbeit zwischen Quartiersmanagement (QM) Badstraße und der Rudolf-Wissel-Grundschule. Dem voraus gingen bereits andere Arbeiten, wie bspw. gemeinsame Gartenprojekte. Für das aktuelle Pilotprojekt, hat das QM Badstraße ein Kinderbudget in Höhe von 3.000 Euro aus dem Öffentlichkeitsfonds als Teil eines Konzeptes zur Stärkung der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil bereit gestellt. Im Rahmen der Demokratieförderung soll den Kindern nun beigebracht werden, dass sie ihre Umgebung mitgestalten können.

Sie lernen, dass sie durch Kommunikation etwas verändern können.“ Frau Kreienbrink

Frau Kreienbrink unterstützt ihre Schüler zu jeder Zeit

Frau Kreienbrink hilft noch, wo sie kann

Die Zusammenarbeit zwischen dem QM und der Klasse war eng. Ein Mitarbeiter besuchte zeitweise einmal pro Woche die 5a, um ihnen sowohl Einblicke in bereits bestehenden Arbeiten innerhalb des Kiezes zu geben und ihnen zu erklären, welche ihrer Vorschläge realisierbar seien. Anfangs gab es zahlreiche Ideen, die gesammelt und besprochen wurden. Einigen konnte man sich letztlich auf die Sitzbänke. Ein Grund hierfür ist, dass die wartenden Eltern, die ihre Kinder von der Schule abholen, nun nicht mehr stehen müssen. Über die Position der Bänke wurde auch abgestimmt.

Zuerst wollten die, dass die alle nach außen zeigen, aber dann sieht man sich ja nicht. Macht ja gar kein Sinn.“  Miran, 11

Als die Aufstellung geklärt war, blieb die Frage der Gestaltung offen. Die Kinder bekamen Malvorlagen und brachten ihre Ideen ein. Zunächst wurde über die Flaggen aller Nationen diskutiert, die an der Schule vertreten sind. Jedoch wurde diese Überlegung verworfen. Die Kinder meinten, dass es als Beleidigung angesehen werden könnte, wenn Menschen auf einer Flagge Platz nehmen. Das finale Konzept beinhaltet eine orangene Bank, die ein Feuer darstellt, und eine Bank, auf der Cartoon Charaktere abgebildet sind. Die dritte Bank wird in einem hellen Blau gehalten.

Das Projekt wurde im Sachunterricht mit den Kindern bearbeitet. Demnächst werden außerdem zusammen mit Eltern Hochbeete hinter den Bänken aufgebaut. Michael Zambrano vom QM-Team erzählt: „Nachdem die Idee in der Schule feststand, haben wir uns an das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) gewandt, und uns nach den Umsetzungsmöglichkeiten erkundigt. Das SGA fand die Idee auch toll und hat uns dabei unterstützt, die Idee in die Wirklichkeit umzusetzen. Das SGA hat die Bänke zur Verfügung gestellt und diese auch aufstellen lassen. Auch die Erde und Pflanzen für die Hochbeete werden durch das SGA zur Verfügung gestellt.“ Aus dem Kinderbudget wurden Hochbeete, Farben und Pinsel gekauft, und was die Garten AG sonst noch für die Pflege der Hochbeete benötigt: Gartenwerkzeuge, ein Wasserschlauch und Kinderhandschuhe.

Spongebob und Patrick freuen sich schon auf ihre prominenten Plätze auf der neuen Bank

Frau Kreienbrink denkt in Sachen Hochbeete pragmatisch an das Einpflanzen von Frühblühern. Miran hat andere Vorstellungen: „Mein Lieblingsgemüse sind Tomaten und Paprika, aber nur die roten.“

Die Instandhaltung der Bänke und die Pflege der Beete sind nun Aufgabe der 5a mit Unterstützung der Garten AG. Die Kinder malen konzentriert die Schuhe einer Figur, auch Frau Kreienbrink legt Hand an. Dann der Schock, ein Kind rennt den Topf mit der orangenen Farbe um. Das Geschrei ist groß, aber der Fehler auch schnell verziehen. Schließlich einigt man sich darauf, die Farbe trocknen zu lassen und den Bänken am folgenden Tag den Feinschliff zu verpassen. Frau Kreienbrink verbucht das Pilotprojekt als Erfolg. Der Grünstreifen vor der Schule würde sich hervorragend für weitere Projekte eignen, sagt sie. Und die Zusammenarbeit zwischen Schule und Quartiersmanagement hat wunderbar funktioniert und sei eine Bereicherung für Kinder und Kiez.

Text: Otto Neumann; Fotos: Conrad Kirchner