Projektmesse 2.0: Auch mal sich selbst feiern!

Die QM-Projektmesse am Luisenbad

Es schüttet, was der Himmel hergibt; Platzregen, Donner und Hagel begleiten den Aufbau. Doch dann: Stille. Kein Wind, wenig Wolken, sogar die Sonne kämpft sich nach vorne. Gut für das, was heute, am 23. Mai, hier stattfinden wird: die Projektmesse der vier Weddinger Quartiersmanagement-Gebiete Badstraße, Brunnenstraße, Pankstraße und Soldiner Straße.

Der Platz vor der Bibliothek am Luisenbad ist dafür gut gewählt. Groß genug vermittelt er trotzdem einen natürlichen, gemütlichen Eindruck. Schlendert man über die Messe, hat man das Gefühl, im Urlaub zufällig über ein Stadtfest gestolpert zu sein. Die Stimmung ist familiär und ausgelassen, dass der Regen vorbei ist, lässt die Laune trotz feuchter Kleidung erblühen. Eine Bühne ist aufgebaut, es ertönt Live-Musik. Musiklehrer Ulli Weber von der Gutzmann-Grundschule hat seine Flöten- und Geigenensemble mitgebracht. Sie präsentieren engagiert, was gemeinsam erarbeitet wurde. Danach gibt es forschen Rap direkt aus dem Kiez. Der Duft von frisch gemachtem Popcorn liegt in der Luft. Man kennt sich untereinander und begrüßt sich freundlich, öfter noch herzlich.

Die Quartiersmanagement-Teams haben zwei klare Ziele, die sie mit dieser Messe verfolgen. 
Sie möchten sich gegenseitig ihre Projekte vorstellen und sich noch besser vernetzen.
Nachhaltigkeitsprojekte sind in den QMs an der Tagesordnung, und so kann man sich gegenseitig unterstützen und erkannten Problemen vorbeugen. Oft tauscht man sich über Ansprechpartner aus, die in der Vergangenheit weiterhelfen konnten. Auf der Messe heißt dieser Zusammenschluss von Projekten die „grüne Ecke“. Man steckt die Köpfe zusammen und guckt, was funktioniert und was nicht.

Das zweite Ziel: den hier lebenden Menschen die Projekte der Quartiersmanagements näherbringen. Fragt man die, bekommt man oft eine ähnliche Antwort wie die von Aylin: „Es ist alles um die Ecke – und ich wusste nichts davon!“ Der Standort ist für Laufkundschaft gut geeignet, denn hier kommen alle vorbei, die an der Panke entlangschlendern und dazu die zahlreichen Besucherinnen und Besucher der Bibliothek. Die Projekte sind vielseitig. Menschen halten an und fragen interessiert nach. Das Fest und die aufgebauten Stände sind gut besucht. Die QMs verbuchen das berechtigterweise als Erfolg. 

Und das dritte inoffizielle Ziel: „Die QMs müssen sich einfach auch mal selbst ein bisschen feiern. Die sind immer im Einsatz, da sollen die auch mal ein bisschen Spaß haben!“ Esra, 36

Hier ein paar „Steckbriefe“ von laufenden QM-Projekten: 
Das Projekt Mobilé ist auf Kinder und deren Eltern ausgelegt. Es läuft seit 2023 und wird bis mindestens 2027 weiterfinanziert. Es hat eine innovative Herangehensweise. Auf Spielplätzen legen die Teammitglieder unterschiedliche Spielsachen aus, die das Interesse der Kinder wecken. Wenn die Eltern sehen, dass ihre Kinder Spaß haben, können diese entspannt auf einer Bank Platz nehmen. Eine Parkbank ist ein schöner Ort, um ins Gespräch zu kommen und Eltern auf Projekte und Angebote jedweder Couleur im Kiez aufmerksam zu machen. Diese Taktik hat sich bis hierhin als ausgesprochen erfolgreich erwiesen. 



Mal im Ernst: Was stellen Sie sich unter einem „Müllsical“ vor?


„Das ist ein Musical, indem alles aus Müll recycelt ist. Von den Kostümen, bis hin zu den Instrumenten“, berichtet Susanne Schulze vom Müllmuseum im Solider Kiez. Sie ist Theaterpädagogin und hat auch schon ein Puppentheater (aus Müll) auf die Beine gestellt. Hier auf der Projektmesse präsentiert sie ihr Projekt.

Immer wieder sieht man Menschen über die Messe huschen, in weißen T-Shirts mit schlichtem Aufdruck. Es sei cool, ein T-Shirt zu besitzen, das handgefertigt ist. Das habe nicht jeder. Besonders gefalle ihm, dass der Aufdruck seinen Kiez repräsentiert. „Soldiner Kiez“ prangt auf der stolzgeschwollenen Brust von Miran (11). Die T-Shirts kommen vom französischen Künstler Maxime Rabot, der schon lange im Wedding aktiv ist und unter anderem die Designmärkte organisiert. Sein Siebdruckstand für das QM-Projekt „Made in Soldiner“ lockt heute viele Interessierte an. Es ist eine Action mit Output, schnell gemacht und trotzdem fesch. Ein Hingucker.
Noch auf dem nach Hause Weg sehe ich zwei Shirts vom Badstraßenstand.

Die Projektmesse zeigt erneut, wie viel Engagement, Kreativität und Herzblut in den Kiezen stecken. Sie ist mehr als nur eine Präsentation von Projekten – sie ist ein lebendiger Treffpunkt für alle, die sich für ihre Nachbarschaft stark machen. Ob langjährig aktiv oder zufällig vorbeigekommen: Jede*r nimmt heute etwas mit nach Hause – ein neues T-Shirt, einen Ohrwurm von der Musik oder einfach das gute Gefühl, in einem lebendigen Quartier zuhause zu sein. Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr – mit noch mehr Begegnungen, Austausch und gemeinsamer Zukunftsgestaltung.

Text: Johannes Hayner, Otto Neumann Fotos: Volker Kuntzsch